Anästhesieverfahren und Ablauf der Narkose
Bevor Sie am OP-Tag in den OP-Saal begleitet werden, können Sie zur Vorbereitung ein Medikament erhalten, welches Ihnen hilft diesen Weg entspannter anzutreten. In der OP-Schleuse werden Sie auf einen OP-Tisch umgebettet und in einen Vorbereitungsraum oder direkt in den OP-Saal gebracht. Hier werden die Geräte und Kabel zur Überwachung ihrer Herz-Kreislauf- und Atemfunktion angebracht. Weiterhin wird eine Kanüle in einer Vene platziert, über die wir die Narkosemedikamente und Infusionen in Ihren Blutkreislauf applizieren können.
Regionalanästhesie
Ist für Ihren Eingriff eine alleinige Regionalanästhesie geplant, ist jetzt der Zeitpunkt der Durführung gekommen. Je nach gewähltem Verfahren (dies wurde im Aufklärungsgespräch am Vortag erläutert) setzen Sie sich aufrecht hin bzw. die betroffene Extremität wird so gelagert, dass der Anästhesist die zu betäubenden Strukturen bestmöglich auffinden kann. Nach einer Hautbetäubung wird eine dünne Nadel eingeführt und das Betäubungsmittel an die entsprechende Stelle verabreicht.
Bei einer Spinal- oder Periduralanästhesie geschieht dies im Sitzen, bei Nervenblockaden von Arm oder Bein im Liegen. Hierbei kommen auch ultraschallgestützte Verfahren zum Einsatz, um die optimale Position für die Kanüle zu finden.
Die Wirkung der Regionalanästhesie tritt nicht sofort ein, sondern die Medikamente brauchen einige Minuten um ihre volle Wirkung zu entfalten. In manchen Fällen sind Bewegungen und Berührungen der betäubten Region noch zu spüren, Schmerz und Temperatur hingegen nicht. Dies ist völlig normal. Bevor die OP beginnt wird überprüft, ob die Betäubung ausreichend ist, so dass das Schmerzempfinden zum Schnitt ausgeschaltet ist.
Je nach verwendetem Betäubungsmittel hält die Wirkung unterschiedlich lange an. Bei kurzwirksamen Medikamenten kann schon nach zwei Stunden das Empfinden langsam zurückkehren, länger wirksame Medikamente können ihre Wirkung acht Stunden oder länger beibehalten. Auch ist es möglich, das Betäubungsmittel über einen sogenannten Schmerzkatheter zu applizieren, der für eine gewisse Zeit auch nach der OP vor Ort verbleibt. Dabei handelt es sich im einen sehr dünnen Kunststoffschlauch, über den kontinuierlich Schmerzmittel an die entsprechenden Nerven gegeben werden können. So ist es möglich, auch nach OP-Ende das OP-Gebiet schmerzarm zu halten.
Allgemeinanästhesie („Vollnarkose“)
Ist für den geplanten Eingriff eine Regionalanästhesie nicht möglich oder gibt es in Ihrer Krankengeschichte Befunde, die eine Regionalanästhesie nicht ratsam erscheinen lassen, führen wir eine Allgemeinanästhesie, im Volksmund „Vollnarkose“ genannt, durch. Hierbei werden Sie durch starke Schmerz- und Schlafmittel in einen Zustand tiefer Schmerz- und Bewusstlosigkeit überführt. Oft werden auch Mittel gegeben, die die Muskulatur erschlaffen lassen. Da der Körper es unter diesen Medikamenten nicht mehr schafft, aus eigener Kraft zu atmen, müssen sie künstlich beatmet werden. Dazu wird zunächst eine Maske verwendet, über die Sie schon beim Spritzen der Narkosemedikamente mit zusätzlichem Sauerstoff versorgt werden. Um die Beatmung während der gesamten Narkose sicherzustellen, werden Hilfsmittel benutzt (Tubus, Larynxmaske), die durch Mund oder Nase bis zum Kehlkopf bzw. in die Luftröhre vorgeschoben werden.
Wichtig ist die Einhaltung der Nüchternzeiten, die im Vorbereitungsgespräch erläutert wurden. Im Allgemeinen gilt ein Verbot für feste Nahrung von sechs und für Getränke von zwei Stunden vor Beginn der Narkose. Sollte dies nicht beachtet werden, kann durch den mit der Narkose einhergehenden Verlust der Schutzreflexe Mageninhalt in die Luftröhre geraten und zu einer Lungenentzündung führen.
Bei größeren Eingriffen an Bauch und Brustkorb kann die Allgemeinnarkose um ein rückenmarsnahes Verfahren der Regionalanästhesie ergänzt werden: Ein vor Beginn der Narkose gelegter Periduralkatheter sorgt nach der OP für eine deutliche Reduktion der Schmerzen. Bei Eingriffen an den Extremitäten ist es möglich, sowohl vor als auch nach Einleitung der Allgemeinnarkose mit Hilfe von Ultraschall einen Schmerzkatheter an die das OP-Gebiet versorgenden Nerven zu legen, um die Schmerztherapie zu optimieren.
Nach dem OP-Ende
Bei Anwendung einer reinen Regionalanästhesie ist es normalerweise möglich, direkt nach OP-Ende auf das Zimmer zurück zu kehren. Wurde eine Narkose durchgeführt, werden am OP-Ende die Narkosemedikamente ausgestellt. Sobald Sie ausreichend wach sind und die Atmung wieder funktioniert, werden Beatmungsschlauch oder Kehlkopfmaske entfernt. Danach werden Sie in den Aufwachraum gebracht, wo ihre Herz-Kreislauf- und Atemfunktion weiterhin engmaschig überwacht wird.
Nach größeren Eingriffen wie zum Beispiel Herz-OPs werden Sie nicht im OP-Saal aufgeweckt, sondern noch in Narkose auf eine Intensivstation gebracht. Sind alle Voraussetzungen erfüllt, werden dort die Narkosemedikamente beendet und wenn sie ausreichend wach sind, der Tubus entfernt. Der Aufwachvorgang kann gerade nach längeren Eingriffen mehrere Stunden in Anspruch nehmen.